„Wir arbeiten agil!“ Immer mehr Firmen nehmen das für sich in Anspruch. Was das genau bedeutet, darüber streiten Wissenschaftler genauso wie Unternehmenslenker. Eine Reihe von Schlagworten fällt im Zusammenhang mit Agilität: Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, Dynamik, Vertrauen oder Selbstorganisation. Dahinter verbirgt sich eine Art der Führung, der Kultur. Und die Umsetzung fällt in jedem Unternehmen anders aus.
Häufig unterschätzen Auftragnehmer und -geber die Bedeutung unterschiedlicher Arbeitsweisen. Wer als Energieversorger Agilität großschreibt, sieht sich Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Dienstleistern gegenüber, die „klassisch“ vorgehen. Das folgende Beispiel zeigt, wie das passiert: Ein Energieversorger erteilt seiner Werbeagentur den Auftrag, crossmediale Kampagnen zu einem neuen Produkt umzusetzen und weiterzuentwickeln. Die vier Personen in der Marketing-Abteilung des Stromanbieters bilden ein agiles Team mit den sieben im Projekt bei der Agentur. Der Dienstleister arbeitet jedoch in altbewährten Projektsilos. Da die klassische Organisation dem agilen Ansatz gegenübersteht, erlebt das EVU Verzögerungen und Reibungsverluste. Dem Dienstleister fehlt die gewohnte Weisungsstruktur.
Wenn sich „agil“ und „klassisch“ beißen
Auf der 40. Konferenz für Systemwissenschaften in Hawaii diskutierten die Teilnehmer bereits im Jahr 2007 genau dieses Phänomen. Ihre Einschätzung lautet: Wenn der Dienstleister keine isolierten agilen Teams in seiner Organisation bildet, gefährdet dies das Projekt. 50 Prozent Verlust an Umsetzungsgeschwindigkeit sowie signifikant schlechtere Resultate im Vergleich zu herkömmlichen Management-Methodiken nennt die dort gezeigte Fallstudie. Das heißt: „Agil“ funktioniert in der Zusammenarbeit, wenn beide Leistungseinheiten über den entsprechenden gemeinsamen Rahmen verfügen. Ansonsten sind EVU mit klassischen Methoden für ihr Projekt- und Vendor-Management besser beraten...