Das rund acht Quadratkilometer große Gelände des Gandhigram Rural In-stitute (GRI) lässt sich strukturell mit einer Arealversorgung hierzulande vergleichen. Fachlich gilt die Hochschule in Indien als Elitecampus, doch die etwa 3.000 Studierenden und 1.000 Mitarbeiter haben mit nachteiligen Randbedingungen zu kämpfen. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen, weil die Infrastruktur des regionalen staatlichen Versorgers Tangedo und das Netz auf dem Campus wegen technischer Defekte oder Überlastung ausfallen. Die lokalen und regionalen Überlandleitungen und Schaltanlagen sind überaltert. Schalthandlungen am Verbindungspunkt zwischen GRIVerteilnetz und regionalem Übertragungsnetz müssen noch manuell durchgeführt werden. Die Versorgungsunterbrechungen stören den Campusbetrieb und erschweren beispielsweise die Kühlung von Nahrungsmitteln. Auch bedarfsgerecht verfügbare Wärme gibt es nicht. Auf fließend warmes Wasser müssen die Studenten in den Wohnunterkünften verzichten.
Gravierende Wasserprobleme
Besonders gravierend stellt sich die Lage bei der Trinkwassergewinnung und Abwasserentsorgung dar. Die Praxis, das Abwasser auf dem Campus ungeklärt in einem Teich versickern zu lassen, hat dazu geführt, dass die Wasserqualität der benachbarten Tiefbrunnen immer schlechter wurde. Das aus der Tiefe emporgepumpte Wasser hat keine Trinkqualität mehr. Hinzu kommt, dass die Tiefbrunnen wegen des Klimawandels (sinkende Niederschlagsmengen zur Monsunzeit) nicht mehr die benötigte Schüttung aufweisen. Das wiederum wirkt sich auch auf die Bewässerung der Agrarkulturen auf dem GRI aus. Immer wieder ist die Wasserbereitstellung tageweise unterbrochen.
Seit geraumer Zeit begehren die Studierenden gegen die unhaltbaren Zustände auf. Die Proteste führten schließlich dazu, dass die GRI-Leitung eine von der Firma iPLON India vorgeschlagene Idee aufgriff und ein Memorandum-of-Understanding unterzeichnete. Inhalt und Ziel: Gründung eines kommunalen Querverbundunternehmens in Gandhigram mit den Sparten Strom, Biogas, Wasser, Abwasser, Mobilität und Digitalinfrastruktur. Ende 2016 haben iPLON und die Stadtwerke Schwäbisch Hall eine Kooperation vereinbart. Eine von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Konzeptstudie
hat die Umsetzung im Detail untersucht. Die Erfassung des Ist-Zustands auf dem GRI Campus übernahm iPLON India. Der Transfer der Ist-Analyse in einen BusinessPlan lag in den Händen von Next Solar Concepts. Bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall laufen die organisatorischen Fäden des Projektes zusammen.