Schnelles Internet ist die Basis fast aller neuen Geschäftsfelder. Auch in der dezentralen Energiewelt geht ohne die Möglichkeit eines raschen Datenaustauschs künftig wohl nichts. Doch gerade auf dem Land herrscht vielerorts noch Funkstille und auch in vielen Städten mangelt es weiterhin an einer auskömmlichen Breitbandversorgung.
Dem Smart Country fehlt schlicht das Netz. Schon für 2010 versprach Kanzlerin Angela Merkel ein „flächendeckendes Breitbandnetz“ mit mindestens 50 Mbit/s in ganz Deutschland. Die Telekommunikationsbranche kommt den Ausbauzielen allerdings nicht hinterher. Die Regierung muss ihr Breitbandziel immer weiter nach hinten schieben: auf 2014, auf 2018, auf 2025.
Für die Energiebranche ist der schleppende Breitbandausbau ein Problem, aber auch eine Chance. Denn die Telekommunikationskonzerne bauen vor allem DSL, VDSL und Hybrid-Netze aus. Beim eigentlich erforderlichen Glasfaserausbau fehlt dem Ankündigungsweltmeister Deutschland noch mehr der Anschluss. Mit einer Glasfaser-Quote von unter drei Prozent sind wir Gigabit-Entwicklungsland. In diese Lücke stoßen jetzt Stadtwerke. Egal ob München, Bielefeld, Münster oder Bochum. In zahlreichen Städten haben sie den Ausbau des Glasfasernetzes als neues Geschäftsfeld ins Visier genommen. Allein Vorreiter EWE aus Oldenburg will in den nächsten Jahren mehr als eine Milliarde Euro in neue Glasfasernetze investieren. Über hundert Städte und Gemeinden im ländlichen Nordwesten Deutschlands sollen so Teil der Gigabit-Welt werden.
Die Stadtwerke erhoffen sich vom Glasfaser-Ausbau einen Türöffner für Smart-Home-Produkte und andere digitale Geschäftsmodelle. Noch dominieren zwar die Telekommunikationsfirmen den Markt. Stadtwerke und Regionalversorger gewinnen allerdings an Markenbekanntheit. Regionale Produkte liegen im Trend, das erstreckt sich allmählich auch auf das Internet. Doch für Jubelarien ist es noch verfrüht. Vor kurzem musste die Regierung einräumen, dass von den bis zu 4,5 Milliarden Euro verfügbaren Fördermitteln für den Breitbandausbau bislang gerade einmal 150 Millionen Euro abgerufen wurden. „Da wird geschenktes Geld liegen gelassen“, kritisierte Grünen-Politiker Oliver Krischer. Tatsächlich bleibt noch viel Luft nach oben, auch für die Stadtwerke und ihre digitalen Aktivitäten.
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