Die Wärmewende braucht Intelligenz. Thomas Koller, Geschäftsführer des auf den Energiemarkt spezialisierten Big-Data-Spezialisten Enersis, betont im Interview mit e|m|w trends wie wichtig die KI-gesteuerte Analyse von Massendaten für eine erfolgreiche Wärmeplanung ist.
Städte und Gemeinden können bei der Planung eines Wärmekonzepts auf die Daten unzähliger Vergleichskommunen zurückgreifen und so viel Zeit und Geld sparen. Vorausgesetzt, die Daten sind auch wirklich verfügbar. Doch daran hakt es hierzulande noch.
e|m|w.trends: Der Wärmesektor ist das Sorgenkind der Energiewende. Alle Sektoren haben ihr Klimaziel für das Jahr 2020 erreicht, nur der Gebäudebereich nicht. Herr Koller, woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Koller: Der Wärmemarkt läuft der Entwicklung schon seit langem hinterher. Es gibt einen zeitlichen Verzug - weniger einen konzeptionellen als vielmehr einen in der Umsetzung. Aus unserer Sicht liegt das ganz wesentlich an drei Faktoren: Zum Ersten ist der Immobiliensektor primär finanzgetrieben, Renditeerwartungen stehen im Vordergrund. Klimaschutzmaßnahmen werden nur dann umgesetzt, wenn sie gesetzlich vorgeschrieben sind. Zweitens gibt es wenige Branchen, die bei der Digitalisierung noch so viel Nachholbedarf haben wie die Immobilienbranche. Vielerorts sind Excel-Listen noch prägend, Daten sind nicht transparent verfügbar. Das blockiert die Identifizierung möglicher Potenziale, die Simulation großflächiger Maßnahmen ist schlichtweg nicht möglich. Zum Dritten: Der Gebäudesektor ist sehr individuell, jedes Gebäude ist anders. Für eine Skalierung von Sanierungsmaßnahmen sind daher intelligente Ansätze erforderlich.
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