Intelligente Messsysteme sollten der Türöffner sein für die Digitalisierung des Energiesektors. Sie sind die Basis für eine intelligente Integration der erneuerbaren Energien, für das netzoptimierte Laden von E-Autos oder das gezielte Steuern von Wärmepumpen.
Zugleich sollen sie Verbrauchern mehr Transparenz und im Idealfall neue, bisweilen noch gar nicht entwickelte Mehrwertdienste ermöglichen. Kurzum: Intelligente Messsysteme sind die Hardware für ein effizientes und automatisiertes Stromsystem, das Kundinnen und Kunden zugleich mehr Komfort bietet - wenn die intelligenten Messgeräte denn mal da wären.
Denn nach dem ohnehin um Jahre verzögerten Start steht beim Smart-Meter-Rollout schon wieder alles auf Hold. Mit einer Klage von mehr als 50 Stadtwerken wurde der gerade erst Fahrt aufnehmende Rollout jäh ausgebremst. Zwar hat die Bundesregierung versucht, mit einer eilig auf den Weg gebrachten Novelle des Messstellenbetriebsgesetzes gegenzusteuern, die Verunsicherung im Markt bleibt aber bestehen.
Es verfestigt sich der Eindruck, dass zumindest in Teilen der Energiewirtschaft - und auch der Politik - das Smart Metering schlichtweg nicht erwünscht ist. Laut EU-Vorgaben sollten ursprünglich schon bis 2020 80 Prozent aller Endverbrauchsstellen mit Smart Metern ausgestattet sein. Davon ist Deutschland so weit entfernt wie kaum ein anderes Land in der EU. Während Länder wie Schweden, Finnland oder Italien den Full-Rollout längst hinter sich haben, bleibt der deutsche Weg ein hürdenreicher und vor allem ein extrem zögerlicher.
Selbst wenn der Rollout hierzulande rollen würde, wären davon nur 4 Millionen Geräte betroffen, also nur 10 Prozent aller Haushalte - und das auch erst bis 2032! So wollte es das Bundeswirtschaftsministerium, das die Einbaugrenze auf einen Jahresstromverbrauch von 6.000 kWh festsetzte und den Netzbetreibern 12 Jahre (!) Zeit für den Einbau gibt. Kaum ein Netzbetreiber in Deutschland will zudem über diesen Pflicht-Rollout hinausgehen. So bleibt der schönen neuen Smart Meter-Welt - wie sie auch die Autoren dieser Ausgabe herbeisehnen - die Tür weiter verschlossen und damit auch der Digitalisierung der Energiewende.
Ihr Christian Seelos
Chefredakteur enerlgate
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