Interview Interview mit den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Unternehmensberatung Tilia, Cyril Roger-Lacan und Christophe Hug

"Das Thema Energiewende wird immer ernster genommen."

Die deutsch-französische Unternehmensberatung Tilia begleitet seit zehn Jahren die Energiewende, indem sie Energieversorger bei der Strategieentwicklung, der Konzeption neuer Geschäftsmodelle sowie bei der Entwicklung nachhaltiger und effizienter Infrastrukturkonzepte unterstützt. Das Unternehmen verantwortet Projekte rund um den Globus, wobei der Fokus auf Frankreich und Deutschland liegt. Zum zehnten Unternehmensgeburtstag sprach energate mit den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Christophe Hug und Cyril Roger-Lacan.

e|m|w: Herr Hug, Herr Roger-Lacan, herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Bestehen von Tilia! Wie sind Sie 2009 gestartet und wo steht Ihr Unternehmen heute?

Hug: Wir haben damals zu dritt begonnen und sind heute etwas mehr als 130 Mitarbeiter. Die Idee hinter Tilia war und ist es, Städte, Versorger und größere Nutzer in deren Veränderung zu unterstützen. Unser Fokus liegt auf Energie, Wasser und Abwasser, Kreislaufwirtschaft sowie Mobilität. Dabei beraten und begleiten wir nicht nur, sondern gehen auch mitverantwortlich in die Umsetzung.

e|m|w:
Sie verfolgen die Entwicklung in Frankreich und in Deutschland – welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es?

Hug:
Gemeinsam haben beide Länder, dass das Thema Energiewende immer ernster genommen wird. Klimaschutz, der Systemwandel, aber auch die Resilienz – da sehen wir viele Anknüpfungspunkte. Dennoch gibt es einige Unterschiede, insbesondere in der Herangehensweise an die Energiewende. Frankreich hat zum Beispiel zunächst einen Plan entwickelt, unter anderem, um die Frage der Governance zu beantworten. Das fehlt in Deutschland zum Teil. Hier hat die Entwicklung rein stromlastig mit dem EEG begonnen.

Roger-Lacan:
Auch die Akteure unterscheiden sich. So gibt es in Frankreich weniger, aber dafür größere Akteure, während hierzulande viel mehr kommunale Partner auftreten. Der kommunale Sektor spielt in Frankreich kaum eine Rolle – ein großer Unterschied zwischen beiden Ländern. Ein weiterer ist, dass das bürgerliche Engagement in Deutschland früher und massiver eingesetzt hat. Mehr als 55 Prozent der dezentralen Erzeuger, also mehr als 55 Gigawatt, befinden sich in Bürgerhand, Landwirtschaft und Gewerbe – ganz anders als in Frankreich.

Hug:
Natürlich unterscheidet sich auch der Energiemix beider Länder: 75 Prozent Kernkraft und ein höherer Anteil Strom im Wärmebereich in Frankreich, eine ganz andere Erzeugung – Kohle eingeschlossen – in Deutschland. Oder nehmen wir CO2. Durchschnittlich vier Tonnen Emissionen pro Jahr verursacht ein Franzose, neun ein Deutscher.

e|m|w:
Beide Länder hängen allerdings noch an ihren Großkraftwerken – wieso?

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