Der europäische Energiemarkt – und insbesondere der Gas- und Strommarkt – zeigte 2021 eine Volatilität, die die Ereignisse rund um die Finanzkrise im Jahr 2008 marginal erscheinen lassen. Damals waren wenige, meistens außerhalb Europas verhaftete Treiber am Werk. 2021 verursachten langanhaltende, globale Störungen weitreichende Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage. Am Ende des Jahres wurden an den europäischen Gas und Strommärkten bei hoher Volatilität niemals zuvor.
Am Ende des Jahres 2021 stellt sich aus der Perspektive des europäische Energiemarktes die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Im Sommer 2020 wurde noch die Frage diskutiert, ob die Speicher für all das Gas, welches aufgrund der Covid-19-Einschränkungen nicht benötigt wurde, ausreichen würde. Demzufolge standen die Gaspreise am vorderen Ende der Terminkurve bei um die 5 Euro/MWh. Innerhalb von weniger als 18 Monaten drehte sich das Bild dann vollständig. Zum Jahresende 2021 war der Markt von einer ausgeprägten Panik geprägt. Die alles beherrschende Frage ist nun, ob am Ende dieses Winters überhaupt genug Gas zur Verfügung stehen wird. Das hieraus resultierende Risiko für die Versorgung führt dabei nicht nur zu steigenden Preisen am kurzen Ende der Gas-Terminkurve, sondern beeinflusst auch die nächsten Lieferjahre und den gesamten europäischen Energiemarkt unter anderem für Strom, Kohle und Verschmutzungszertifikate...