Rund 70 Prozent des industriellen Stromverbrauchs entfällt auf Elektromotoren. Damit diese Motoren gesteuert werden können, muss Wechselstrom zunächst in Gleichstrom und anschließend in Wechselspannung mit variabler Frequenz und Spannung umgewandelt werden.
Nachteile dabei: Bremsenergie kann nicht zurückgespeist werden und es treten häufig Netzrückwirkungsprobleme auf. Im Forschungsprojekt „DC-Industrie“ wird nun untersucht, ob die Umstellung auf ein Gleichspannungsnetz diese Probleme lösen kann. Gunther Koschnick, Geschäftsführer des Fachverbandes Automation im ZVEI, erläutert im Interview mit emw.trends, wie Fabriken mithilfe dieser Technologie Energie einsparen und selbst zum Prosumer werden können.
e|m|w.trends: Herr Koschnick, Automatisierung und Digitalisierung nehmen in der Industrie immer weiter zu. Was bedeutet dies für die industrielle Energieversorgung?
Koschnick: Das lässt sich einfach beantworten: Eine smarte Fabrik braucht eine smarte Energieversorgung und umgekehrt. Insbesondere die erneuerbaren Energieerzeuger tragen dazu bei, dass die verfügbare elektrische Energie im Versorgungsnetz sehr stark schwanken kann. Als Folge muss die notwendige Grundlasterzeugung sehr hoch sein, um Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Mit den heutigen Strukturen sind also Erzeugungskapazitäten vorhanden, die nicht effizient genutzt werden können, da Kapazität auf Erzeuger- und Bedarf auf Verbraucherseite nur sehr schwer aneinander anpassbar sind. Insofern benötigt man intelligente Netze, die sich selbst stabilisieren und so eine Optimierung ermöglichen zwischen verfügbarer elektrischer Energie und dem jeweils notwendigen Bedarf.
e|m|w.trends: Wie könnte denn eine smarte industrielle Energieversorgung aussehen?
Koschnick: Hilfreich ist, dass sich der notwendige Bedarf einer smarten Fabrik künftig immer genauer vorhersagen lässt: Elektromotoren stellen mit einemStromverbrauchsanteil von etwa 70 Prozent den bedeutendsten elektrischen Verbraucher. Diese elektrischen Antriebe melden in der smarten Fabrik ihren Strombedarf, so dass der Energieverbrauch pro Antrieb vorhersagbar ist. Auch andere Energieverbraucher in der smarten Fabrik werden durch eingebaute oder vorgeschaltete Elektronik smart. Noch kompakter und energieeffizienter kann das in einem Gleichstromnetz, dem sogenannten DC-Grid, in der Fabrik realisiert werden…
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