Die Elektromobilität steht vor dem Durchbruch, darin sind sich Politik, Automobilindustrie und Energiewirtschaft größtenteils einig. Beim Anfahren hört man aber immer noch ein Schleifgeräusch.
Waren es in der Vergangenheit die Autobauer, die ihre E-Autos stets nur mit angezogener Handbremse auf die Straßen schickten, ist es nun die Politik, die den Bremshebel in der Hand hält. Beispiel: Ladeinfrastrukturausbau. Zwar ist das politische Commitment klar: Mit großen Fördersummen wird der Ausbau der Ladestationen angeschoben. Im Detail wird aber weiter gebremst, wie das Beispiel der neuen Ladesäulenverordnung zeigt.
Bisher galten kartenbasierte und webbasierte Bezahlsysteme als gleichberechtigte Optionen. In Zeiten, in denen das digitale Bezahlen gerade dabei ist, sich flächendeckend zu etablieren, dreht die Regierung nun die Zeit zurück und will Kartensysteme an Ladesäulen zur Pflicht machen. Energie- und Automobilwirtschaft laufen dagegen Sturm, denn die bevorzugte Lösung der Regierung ist nicht nur wenig zeitgemäß, sondern vor allem teurer. Auch die Absicht, Ladesäulen im Handel rund um die Uhr - sprich 24/7 - zugänglich zu machen, klingt erstmal sinnvoll. In der Praxis droht die Regelung aber gerade bei Parkhäusern ein Bremsklotz für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur zu werden.
Letztlich müssen auch die Anbieter von Ladeinfrastruktur, Energieversorger und kommunale Planer endlich den Fuß auf dem Pedal durchdrücken. Das elektrische Fahren ist in der Phase des Markthochlaufs vor allem ein Thema für die Städte. An einer flächendeckenden, öffentlichen Ladeinfrastruktur fehlt es aber fast überall. Wer einmal versucht hat, eine öffentliche Ladesäule im persönlichen Wohnumfeld errichten zu lassen, weiß, wie frustrierend diese Angelegenheit sein kann. Auch bei namhaften Anbietern hat man eher das Gefühl, dass sie vor dem E-Auto stehen und Stopp rufen und nicht hinter dem Auto, um es anzuschieben. Die E-Mobilität braucht den Anschub aber – und zwar jetzt.
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