1 | Sie sind seit über 25 Jahren in der Erdgas- und Erdölbranche tätig, seit November 2018 als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V. (BVEG). Hat die Verbandsarbeit Ihren Blick auf die Branche verändert – und wenn ja, wie?
Mein Blick auf die Branche und die Rolle von Erdgas und Erdöl in der modernen Energielandschaft ist unabhängig vom Arbeitgeber.
Seit Jahren arbeite ich an der angemessenen Positionierung von Erdgas in der Energiewende und das beschäftigt mich auch weiterhin. Die öffentliche Kritik an konventionellen Energieträgern ist für die deutschen Erdgas- und Erdölproduzenten, die neue Projekte anstoßen möchten, von besonderer Bedeutung. Das ist eine neue Erfahrung und ich hoffe, dass die langfristige Relevanz unserer Industrie von Politik, Behörden, aber auch von den Menschen im Lande besser verstanden wird – dazu will ich beitragen.
2 | Was bedeutet aus Ihrer Sicht der Kohleausstieg für die Gasbranche?
Der Kohleausstieg manifestiert eine Entwicklung, die wir auch im Wärmemarkt erleben werden: erfolgreicher Klimaschutz wird nur gelingen, wenn wir neben erneuerbarem Strom auch auf Moleküle, nämlich Erdgas setzen. Im Stromsektor ist das eine Frage der Versorgungssicherheit, im Wärmemarkt geht es um Bezahlbarkeit, aber auch – gerade im Bestandsbau – darum, überhaupt Lösungen für Bereiche zu finden, in denen die Wärmepumpe keine Option ist, zum Beispiel in schlecht isolierten Häusern ohne Flächenheizung. Kurz: eine „all electric world“ wird es nicht geben. Gut, dass diese Erkenntnis jetzt endlich dazu führt, praktikable Lösungen zu finden, die den Menschen nutzen und bezahlbaren Klimaschutz ermöglichen…
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